Porträt

«Hier komme ich raus aus der Science-Bubble – das ist spannend.» Bei ihren sportlichen Hobbys sieht Lynn Ellenberger überall die enormen Kräfte, die auf den Körper wirken. Die Bewegungs- und Sportwissenschaftlerin will helfen, die Unfallrisiken zu minimieren.

Dass Lynn Ellenberger mit Leib und Seele Wissenschaftlerin ist, spürt man sofort. Sie spricht überlegt, präzise und nimmt sich anpirschende Folgefragen gleich vorweg. Ihre akademische Leidenschaft manifestiert sich auch im Thema ihrer Dissertation an der ETH Zürich: «Welche Rolle spielen biomechanische und neuromuskuläre Faktoren bei Verletzungen von jugendlichen Skirennläuferinnen und -läufern? Und wie kann man diese verlässlich testen?» Auf die Disziplinen Unfall-Biomechanik und Verletzungsprävention ist sie durch eine schmerzhafte Erfahrung gestossen: Sie erlitt einen schweren Skiunfall. «Ich hatte damals viel Zeit, um nachzudenken», erinnert sie sich.

Skitouren geniessen – begleitet von wissenschaftlichen Schutzengeln

Zurück in die Gegenwart. Zusammen mit ihrem BFU-Kollegen Benedikt Heer untersucht Lynn Ellenberger das Auslöseverhalten von neuen Skitourenbindungsmodellen. Seit einiger Zeit boomen diese Pin-Bindungen – sie sind leichter als die traditionellen Rahmenbindungen und bieten beim Aufstieg mehr Bewegungsfreiheit. Aber sind sie auch sicher genug? Ein gerissenes Kreuzband kann in der Bergwelt fatale Folgen haben. «Leider existieren noch keine geeigneten Normen für diesen Bindungstyp», erzählt Lynn Ellenberger. «Momentan tragen wir Erkenntnisse aus der Wissenschaft und Erfahrungen von Expertinnen und Experten zusammen. Wir wollen herausfinden, ob sich die BFU in der Normenfindung engagieren soll. Um generische Produktempfehlungen zu publizieren, wissen wir noch zu wenig. Gut möglich aber, dass wir zunächst ein Factsheet für Skihändler mit Tipps für das korrekte Einstellen der Bindungen verfassen.»

Vom Büro auf die Skipiste und retour

Beim Untersuchen der Skibindungen hat Lynn Ellenberger häufig einen direkten Draht zur Praxis. Ihr Job führt sie auch mal auf die Skipiste, was die passionierte Skifahrerin sehr geniesst. Im Gepäck führt sie nebst der Ausrüstung immer eine grosse Portion Motivation mit: «Einem Unfall und seinen Ursachen auf den Grund zu gehen, finde ich faszinierend. Aber Unfälle sollen natürlich gar nicht erst passieren. Menschen vor schweren Verletzungen zu schützen, ist eine schöne Arbeit, die nie ausgeht.» Und sie will dafür sensibilisieren, welch starke Kräfte auf den Körper wirken. «Obwohl», ergänzt sie sinnierend, «der Mensch hält mitunter erstaunlich viel aus.»

Science to practice: kurze Wege bei der BFU

Forschen mit Praxisrelevanz – das hat die Sportwissenschaftlerin schon immer gewollt. Bei der BFU findet sie dafür ein reichhaltiges Menü. Es reicht von Wintersport über bauliche Sicherheit bis hin zu Datenstatistiken und weiteren Gebieten. «Hier arbeiten wir wissensbasiert in interdisziplinären Teams, das gefällt mir. Wir treiben die Themen so lange gemeinsam voran, bis wir ein optimales Produkt haben – z. B. eine Sicherheitsanalyse zu Treppen.» In ihren Forschungsgebieten ist sie international vernetzt. Resultate und Empfehlungen der BFU präsentiert sie an wissenschaftlichen Kongressen, an denen auch die Industrie teilnimmt. Zudem fliessen die Erkenntnisse aus ihrer Arbeit in Normengremien ein: «Unsere Forschung bewirkt relativ rasch ziemlich viel, die Resultate gehen in die Praxis.» Einen markanten Unterschied zur Tätigkeit an der Uni sieht sie auch darin, dass sie die Forschungsergebnisse «übersetzen» muss, damit auch Nicht-Wissenschaftlerinnen und Nicht-Wissenschaftler sie verstehen. «Hier komme ich raus aus der Science-Bubble – das ist spannend.»

Das Pendeln schwingt in eine gute Richtung

An zwei Tagen pro Woche pendelt Lynn von Zürich nach Bern zur BFU. Ist das nicht etwas mühsam? «Aber nein», lacht sie, «zum einen arbeite ich im Zug, und das gilt als Arbeitszeit. Damit hat die BFU bei meinem Jobentscheid mächtig gepunktet. Zum andern entspricht mir die Mischung von zwei Tagen konzentrierter Homeoffice-Arbeit und zwei Tagen lebhaftem Austausch in unseren Teams sehr.» Und ja: Drei Tage Freizeit für ihre Hobbys sind wohl auch nicht wirklich zu verachten.

Machen Sie mit uns Menschen sicherer

Ein Job bei der BFU bedeutet mehr als nur arbeiten. Hier finden zupackende Profis aus unterschiedlichsten Berufen zusammen, um Unfälle wirksam zu verhüten.

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