1. Schritt

Sturzrisiko erkennen In der Physiotherapie

Mit Alarmfragen und Screening-Tests können Physiotherapeutinnen und -therapeuten erkennen, ob bei den Patientinnen und Patienten eine Sturzgefahr besteht.

Alarmfragen

Die Alarmfragen sollten Teil jeder physiotherapeutischen Anamnese bei über 65-Jährigen sein. So lässt sich ein erhöhtes Sturzrisiko besser erkennen.

Die Alarmfragen lauten:

  1. Sind Sie in den letzten 12 Monaten gestürzt? Falls Ja: Wie oft? Haben Sie sich verletzt?
  2. Fühlen Sie sich unsicher beim Stehen oder Gehen?
  3. Haben Sie Angst, zu stürzen?

Falls mindestens eine Antwort auf eine der drei Fragen «Ja» lautet, sollte das Sturzrisiko im Detail abgeklärt werden.

Lauten die Antworten auf alle drei Fragen «Nein», wird den Patientinnen und Patienten ein geringes Sturzrisiko zugeschrieben. Eine Ausnahme bilden hier Personen, die Unsicherheiten beim Stehen oder Gehen haben. Hier ist eine detaillierte Abklärung ebenfalls sinnvoll.

Übrigens: Auch Angehörige oder eine Bezugsperson der Patientin oder des Patienten können die Fragen stellvertretend beantworten.

Der Timed-Up-and-Go-Test (TUG)

Der TUG-Test ist einer der beiden klinischen Screeningtests, um das Sturzrisiko im Detail zu bestimmen.

Vorbereitung

  • Material: Stuhl mit Armlehne (Sitzhöhe 40–50 cm, möglichst der Körpergrösse entsprechend), Markierung am Wendepunkt (Farbmarkierung, Gegenstand), Stoppuhr
  • Testformular
  • Instruktion: «Es wird die Zeit gemessen, welche Sie brauchen, um vom Stuhl aufzustehen, 3 Meter mit Ihrer normalen, sicheren Gehgeschwindigkeit zu gehen, bei der Markierung zu wenden, zum Stuhl zurückzugehen und sich wieder zu setzen.»

Ausführung

  • Hilfsmittel sind erlaubt.
  • Zehenspitzen befinden sich an der Startlinie.
  • Person darf die Hände benützen, um aufzustehen.
  • Person geht mit normaler, sicherer Gehgeschwindigkeit.
  • Zeitmessung starten mit dem Signal «Los!».
  • Zeitmessung stoppen, sobald das Gesäss den Stuhl berührt.

Interpretation

  • Grenzwert, um zwischen sturzgefährdeten Personen (erhöhtes Sturzrisiko) und nicht sturzgefährdeten Personen zu unterscheiden (Cut-off): ≥ 13,5 Sekunden.

Der Timed-Up-and-Go-Test (TUG).

Five Times Sit to Stand (5 × STS)

Der 5 × STS ist der zweite klinische Screeningtest, um das Sturzrisiko einzuschätzen.

Vorbereitungen

  • Material: 1 Stuhl (Sitzhöhe 40–50 cm, möglichst der Körpergrösse entsprechend, freistehend)
  • Instruktion: «Setzen Sie sich auf den Stuhl und kreuzen Sie die Arme vor dem Oberkörper. Stehen Sie so schnell wie möglich fünfmal auf und setzen Sie sich wieder hin.»
  • Testformular

Ausführung

  • Zeitmessung starten mit dem Signal «Los!».
  • Mit den Knien gegen den Stuhl zu drücken (als Aufstehhilfe) ist nicht erlaubt.
  • Zeitmessung stoppen, sobald die Person das 5. Mal sitzt – das heisst, sobald das Gesäss den Stuhl berührt.

Interpretation

Grenzwerte zur Unterscheidung zwischen sturzgefährdeten Personen (erhöhtes Sturzrisiko) und nicht sturzgefährdeten Personen:

  • Für selbstständig lebende Personen: Der Test ist auffällig, wenn die Person ≥ 12 Sekunden benötigt.
  • Für betreut lebende Personen (im Altersheim, in Alterswohnungen): Der Test ist auffällig, wenn die Person > 23,8 Sekunden benötigt.

Geringes, moderates oder hohes Risiko?

Je nach Ergebnissen der Abklärungen ergibt sich die Höhe des Sturzrisikos.

  • Geringes Risiko: 3 × Nein bei den Alarmfragen oder 1–3 × Ja bei den Alarmfragen und unauffällige Tests.
  • Moderates Risiko: 1–3 × Ja bei Alarmfragen; 1–2 Test(s) auffällig; nicht mehr als 1 Sturz in den letzten 12 Monaten; keine Verletzungen.
  • Hohes Risiko: 1–3 × Ja bei Alarmfragen; 1–2 Test(s) auffällig; zwei oder mehr Stürze in den letzten 12 Monaten; Stürze mit Verletzungen.

Weiteres Vorgehen

Bei einem moderaten oder hohen Sturzrisiko müssen die individuellen Risiken im Detail abgeklärt werden, um möglichst passende Massnahmen empfehlen zu können. Bei einem geringen Sturzrisiko braucht es keine weiteren Abklärungen – hier helfen direkt die entsprechenden Massnahmen weiter.

Tools und Material

  • Manual: StoppSturz-Vorgehen Physiotherapie

    Grundlage, 23 Seiten, auch erhältlich auf Französisch
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  • Szenario A: StoppSturz-Vorgehen Physiotherapie bei klinisch-anamnestischem Verdacht

    Grundlage, 1 Seite, auch erhältlich auf Französisch
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  • Szenario B: StoppSturz-Vorgehen Physiotherapie bei ärztlicher Verordnung wegen Sturzproblematik

    Grundlage, 1 Seite, auch erhältlich auf Französisch
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  • Testformular Timed Up and Go (TUG)

    Abklärung / Assessment, 1 Seite, auch erhältlich auf Französisch
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  • Testformular Five Times Sit To Stand (5xSTS)

    Abklärung / Assessment, 1 Seite, auch erhältlich auf Französisch
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