Veranstaltung

Tempo 30 als Chance – Mehr Sicherheit für alle BFU-Forum Strassenverkehr 2023

Rund 60 % aller schweren Verkehrsunfälle passieren in der Schweiz innerorts. Mindestens ein Drittel dieser Unfälle könnte durch eine sicherheitsorientierte Einführung von Tempo 30 verhindert werden. Wie lässt sich das umsetzen, ohne dass der Verkehrsfluss gestört wird und es zu Stau und Ausweichverkehr kommt? Diese Frage stand im Zentrum des BFU-Forums Strassenverkehr vom 9. November 2023.

Tempo 30 als Chance – Mehr Sicherheit für alle

Innerorts sind Fussgängerinnen und Velofahrer besonders häufig von schweren Unfällen betroffen. Die Unfallforschung zeigt, dass dies stark mit der Kollisionsgeschwindigkeit zusammenhängt. Durch eine sicherheitsorientierte Einführung von Tempo 30 liesse sich die Zahl der schweren Unfälle auf Tempo-50-Strecken um mindestens ein Drittel reduzieren.

Dazu braucht es aus Sicht der BFU einen Paradigmenwechsel in der Verkehrsplanung. Tempo 30 soll innerorts überall dort gelten, wo es die Verkehrssicherheit erfordert – also auch auf verkehrsorientierten Strassen, wenn diese z. B. beidseitig dicht bebaut und wenn zahlreiche Fussgängerinnen und Velofahrer unterwegs sind.

Doch wie lässt sich das umsetzen, ohne dass die Hierarchie und Funktionalität des Strassennetzes tangiert werden? Am Forum Strassenverkehr diskutierte die BFU mit Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland, wie sich das grosse Rettungspotenzial von Tempo 30 für die Verkehrssicherheit nutzen lässt, ohne dass der Verkehrsfluss beeinträchtigt wird.

Pragmatische Lösungen sind gefragt

Die hohe Wirksamkeit von Tempo 30 für die Verkehrssicherheit ist wissenschaftlich und statistisch belegt: Je höher die Geschwindigkeit, desto höher das Unfallrisiko und desto gravierender die Unfallfolgen. Innerorts könnten pro Jahr 640 Schwerverletzte und 20 Getötete verhindert werden. Viele Bedenken gegenüber Tempo-30-Zonen sind hingegen unbegründet:

  • Der finanzielle Nutzen von Tempo 30 ist höher als die anfallenden Kosten.
  • Es braucht nicht immer bauliche und gestalterische Massnahmen, um Tempo-30-Zonen zu realisieren.
  • Verkehrsorientierte Strassen bleiben auch bei Tempo 30 vortrittsberechtigt. So ist die Verkehrsnetzhierarchie sichergestellt.
  • Tempo 30 verflüssigt den Verkehr, sodass sich zu Stosszeiten kaum Zeitverluste ergeben.
  • Umfragen zeigen, dass sich eine Mehrheit der Bevölkerung ein differenziertes Geschwindigkeitsregime innerorts wünscht.
  • Tempo 30 macht Strassen attraktiver, auch für ÖV-Nutzerinnen und ÖV-Nutzer.
  • Blaulichtfahrzeuge dürfen das Tempolimit bei dringlichen Fahrten überschreiten.

Modell 30/50

Das grosse Rettungspotenzial von Tempo 30 wird in der Schweiz noch nicht ausgeschöpft. Die BFU hat deshalb für die Umsetzung das Modell 30/50 entwickelt.

  • Bei der Planung gilt es als Erstes, das Verkehrsnetz innerorts zu klassifizieren.
  • Nicht verkehrsorientierte Strassen, etwa in Quartieren, sollen gemeindeweit als Tempo-30-Zone signalisiert werden.
  • Auf verkehrsorientierten Strassen wird Tempo 30 nach einer detaillierten Prüfung dort eingeführt, wo es die Verkehrssicherheit erfordert, wenn ...
    • ... die Strasse beidseitig dicht bebaut ist.
    • ... es viel Velo- und Fussverkehr hat.
    • ... es sich um eine stark belebte Strasse mit Läden, Schulen, Restaurants usw. handelt.
  • Bei der Umsetzung ist es wichtig, dass diese verkehrsorientierten Strassen auch mit Tempo 30 vortrittsberechtigt bleiben, um einen reibungslosen Verkehrsfluss zu gewährleisten und Ausweichverkehr zu verhindern.
  • Auf verkehrsorientierten Strassen mit nur einseitiger Bebauung, in Industriegebieten und auf Transitachsen mit mehreren Fahrstreifen pro Richtung soll weiterhin die Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h gelten.

Tempo 30 rettet Leben. Die BFU setzt sich für eine differenzierte und sicherheitsorientierte Tempogestaltung innerorts ein, die den situativen Gegebenheiten Rechnung trägt und wo erforderlich auch auf verkehrsorientierten Strassen Tempo 30 signalisiert. Welchen Stellenwert die Tempogestaltung in der Verkehrsplanung der Städte und Dörfer haben soll, müssen aber letztlich Politik, Behörden und Bevölkerung entscheiden.

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