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E-Bikes und Fahrkurse

Die Wirksamkeit von E-Bike-Kursen auf das Unfallgeschehen ist noch nicht geklärt. Das Präventionspotenzial dürfte jedoch eher gering sein.

Ausgangslage

E-Bike-Fahren erfordert verschiedene Fähigkeiten und Kompetenzen. Dazu gehören motorische Fähigkeiten, Kenntnisse von Signalen und Regeln und ein Bewusstsein für Gefahren (z. B. für Geschwindigkeitsunterschätzung durch andere Verkehrsteilnehmende).

Aufgrund der höheren Geschwindigkeit, der motorunterstützten Geschwindigkeitsregelung und des höheren Gewichts ist E-Bike-Fahren anspruchsvoller als Velofahren [1]. Dies kann insbesondere für ungeübte Velofahrende oder für Personen mit motorischen, kognitiven oder sensorischen Einschränkungen, wie sie z. B. im Alter vermehrt auftreten, ein erhöhtes Risiko bedeuten.

In E-Bike-Kursen können verschiedene Aspekte vermittelt und geübt werden:

  • Sich mit den Eigenschaften des E-Bikes und der höheren Geschwindigkeit vertraut machen
  • Fahrtechniken und anspruchsvolle Verkehrssituationen üben (z. B. Fahren im Kreisverkehr)
  • Für spezifische Gefahren (z. B. Geschwindigkeitsunterschätzung) und persönliche Risikofaktoren sensibilisieren
  • Regelkenntnisse auffrischen

Wirksamkeit

Eine Studie aus Deutschland zeigt, dass ein spezifisches Fahrtraining die sensomotorischen Fähigkeiten bzw. die Fahrzeugbeherrschung bei älteren Velo- und E-Bike-Fahrenden positiv beeinflussen kann. Das Training umfasste dabei acht Einheiten, die über drei Monate verteilt wurden. Der Effekt des Trainings hielt insgesamt mehr als ein halbes Jahr an. Allerdings fiel dieser Langzeiteffekt mit zunehmendem Alter der Teilnehmenden geringer aus [2]. Auf Basis dieser Studie lässt sich vermuten, dass Fahrtrainings für ältere Personen relativ umfangreich sein müssen (mehrere Einheiten), um wirksam zu sein. Zudem müssten insbesondere Personen im höheren Alter kontinuierlich üben [2]. Inwieweit derartige E-Bike-Kurse einen Effekt auf das Unfallgeschehen haben, scheint noch nicht untersucht worden zu sein.

Die Beherrschung des E-Bikes ist zentral für eine sichere Verkehrsteilnahme, reicht aber nicht aus. Neben der Fahrtechnik müssen auch das sichere Verkehrsverhalten, die Risikokompetenz und die Selbstreflexion gefördert werden (entsprechend der Goals-for-Driver-Education-Matrix [3]). In der Schweiz werden entsprechend konzipierte E-Bike-Kurse angeboten. Da aber zu dieser Art von Kursen noch keine Evaluationen vorliegen, ist ihre Wirksamkeit nicht bekannt. Es muss aber bezweifelt werden, dass sich nachhaltige Effekt über viele Jahre erzielen lassen.

Wirtschaftlichkeit

Text folgt.

Unfallsegment

Gemäss amtlicher Unfallstatistik wird bei 10 % der schwer verunfallten E-Bike-Fahrenden eine mangelhafte Fahrzeugbedienung als Unfall(mit)ursache registriert.  Durch E-Bike-Kurse lassen sich zudem Unfälle reduzieren, die sich wegen einer zu geringen Risikokompetenz der E-Bike-Lenkenden (z.B. Gefahrenbewusstsein) ereignen.

Andererseits gilt zu berücksichtigen, dass sich viele Unfälle, wie beispielsweise die häufigen Alleinunfälle durch ausrutschen, bei denen die E-Bike-Fahrenden die rutschige Fläche oft übersehen durch einen Kursbesuch kaum beeinflussen lassen [4]. Wie eine Befragung der BFU zum Thema Alleinunfälle zeigt, handelt es sich bei vielen verunfallten E-Bike-Fahrenden um routinierte Fahrerinnen und Fahrer und nicht um Anfängerinnen und Anfänger [4]. Ausserdem wissen viele E-Bike-Fahrende auch ohne Kursbesuch über E-Bike-spezifische Risiken wie die grundlegende Problematik der Geschwindigkeitsunterschätzung und den längeren Anhalteweg Bescheid [4,5].

Präventionspotential

Das Präventionspotenzial von E-Bike-Kursen dürfte eher gering sein. Dies liegt vor allem an der eingeschränkten Wirksamkeit der Kurse.

Auch wenn das Präventionspotenzial von E-Bike-Kursen insgesamt als eher gering eingeschätzt wird: Für Personen, die mit E-Bike-Fahren beginnen und wenig Vorerfahrung mit dem Velo haben, sind gut konzipierte Kurse sehr zu empfehlen. Auf individueller Ebene können sie einen Beitrag zur Sicherheit leisten und für gewisse Personen vielleicht auch ein Stück Mobilitätsfreiheit verschaffen.

Hinweise

Freiwillige E-Bike-Kurse werden nur von einem geringen Prozentsatz besucht [4]. Aufgrund der geringen Nachfrage lässt sich das Präventionspotenzial nur zu einem kleinen Bruchteil ausschöpfen.

Da keine Studie zur Wirksamkeit von E-Bike-Kursen auf das Unfallgeschehen gefunden werden konnte, basieren die obigen Aussagen auf der Einschätzung von Expertinnen und Experten. Der Evidenzgrad ist somit gering.

Quellen

[1] Haustein S, Møller M. E-bike safety: Individual-level factors and incident characteristics. J Transp Health. 2016; 3(3): 386–394. DOI:10.1016/j.jth.2016.07.001.

[2] Keppner V, Krumpoch S, Kob R et al. Safer cycling in older age (SiFAr): effects of a multi-component cycle training. a randomized controlled trial. BMC geriatrics. 2023; 23(1): 131. DOI:10.1186/s12877-023-03816-2.

[3] Hatakka M, Keskinen E, Gregersen NP et al. From control of the vehicle to personal self-control; broadening the perspectives to driver education. Transportation Research Part F: Traffic Psychology and Behaviour. 2002; 5(3): 201–215. DOI:10.1016/S1369-8478(02)00018-9.

[4] Uhr A, Hertach P. Verkehrssicherheit von E-Bikes mit Schwerpunkt Alleinunfälle. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2017. BFU-Report 75. DOI:10.13100/bfu.2.340.01.

[5] Scaramuzza G, Uhr A, Niemann S. E-Bikes im Strassenverkehr – Sicherheitsanalyse. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2015. BFU-Report 72.

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