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Sichere Snowparks für alle

Aufgekommen in den 1990er-Jahren, sind sie heute fester Bestandteil von Wintersportdestinationen: die Snowparks. Schneesportler und Schneesportlerinnen verletzen sich in Snowparks im Durchschnitt schwerer als auf der Piste, und junge Menschen sind überproportional betroffen. Im Interview erklärt Schneesport-Experte Benedikt Heer, warum man trotzdem nicht auf Tricks und Sprünge verzichten muss.

Über eine Schanze springen und einen Trick machen oder mit dem Snowboard ein Geländer hinunterrutschen, all das kann man in einem Snowpark tun. Freestyle-Sport ist aber eher eine Nischenerscheinung. Weshalb braucht es für den Bau von Snowparks eine Fachdokumentation?

Benedikt Heer: Dazu muss man wissen, dass Snowparks der Überbegriff für alle Arten von Freestyleanlagen ist und damit eine sehr breite Ausprägung hat. Künstliche Elemente wie Boxen und Rails oder aus Schnee gebaute Halfpipes bringt man rasch mit Snowparks in Verbindung. Dass aber auch eine Wellen-/Muldenbahn oder eine Funline Snowparks sind, wissen wenige Leute. Letztere werden von vielen Gästen genutzt und können nicht mehr als Nischenerscheinung bezeichnet werden.

Die Elemente in einem Snowpark sind also vielfältig; sie können aus Schnee gebaut sein oder sind künstlich, aus Holz, Kunststoff oder Metall. Das heisst, dass die Unterlage teilweise sehr hart ist. Verletzt man sich in Snowparks schwerer als auf der Piste?

Es kommt tatsächlich häufiger zu schwereren Verletzungen, vor allem an Rücken und Kopf. Rückenverletzungen kommen beispielsweise viermal häufiger vor als auf der Piste. Im Snowpark verletzen sich überdurchschnittlich viele junge Menschen im Alter zwischen 10 und 18 Jahren. Sie sind noch nicht mündig, deshalb gilt es, sie besonders gut zu schützen. Und das ist möglich: Mit dem Bau von fehlerverzeihenden und selbsterklärenden Snowparks kann das Unfallrisiko deutlich gesenkt werden.

Wie wird ein Snowpark sicherer?

Snowparks bergen naturgemäss gewisse Risiken. Durch verhältnispräventive Massnahmen werden Snowparkelemente so gestaltet oder angeordnet, dass schwere Verletzungen möglichst verhindert werden. Unter anderem sollten Snowparks besser signalisiert und von der Piste klar abgetrennt sein, damit nicht jemand versehentlich in einem Snowpark landet. Erstmals haben wir Snowparks in Schwierigkeitsgrade eingeteilt: von «Extra Small XS» für Kinder unter 6 Jahren bis «Extra Large XL» für Leistungssportlerinnen und Leistungssportler. Die Nutzerinnen und Nutzer von Snowparks erhalten damit eine Orientierungshilfe, welcher Snowpark am besten auf ihre Fähigkeiten abgestimmt ist. Ausserdem lassen sich so Snowparks in den verschiedenen Gebieten vergleichen. Die Schwierigkeit «XS» bedeutet von Zermatt bis St. Moritz, dass die Anlage ohne Absätze und in einem Gelände mit minimaler Neigung gebaut wurde und daher bereits für Kinder unter 6 Jahren geeignet ist. Wichtig ist uns auch, dass es für den Breitensport Grenzen gibt. Die grössten Snowparks «XL» sollen Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern vorbehalten bleiben. Die BFU rät davon ab, XL-Elemente und -Lines für den Breitensport frei zugänglich zu machen.

Was erhofft sich die BFU von dem Leitfaden?

Durch die gründliche Planung und den professionellen Bau von Snowparks sollen weniger schwere Unfälle geschehen. Die Schweizerische Kommission für Unfallverhütung auf Schneesportabfahrten SKUS hat den BFU-Leitfaden in ihren Richtlinien berücksichtigt. Die SKUS-Richtlinien bilden den Rechtsrahmen für Schweizer Schneesportabfahrten. Für Snowparks steht dort beispielsweise: «Wird ein Snowpark zur Verfügung gestellt, so müssen im Gebiet auch eine Einsteigerlinie oder Einsteigerelemente angeboten werden». Ausserdem muss der Snowpark täglich kontrolliert und unterhalten werden. Wir hoffen deshalb, dass für Snowparks in der Schweiz bald einheitliche Bedingungen auf einem qualitativ hohen Niveau herrschen.

Wichtig für die Sicherheit in einem Snowpark ist also, dass er sicher geplant, gebaut und betrieben wird. Aber auch die Sportlerinnen und Sportler können etwas für ihre Sicherheit tun, oder?

Auf jeden Fall. Ohne die richtige Schutzausrüstung, etwa Helm und Rückenprotektor, sollte man nicht in einen Snowpark. Wer noch nie über eine Schanze gesprungen ist, sollte bei der XS- oder S-Line beginnen und den Schwierigkeitsgrad nur langsam steigern. XS- und S-Elemente sind mit einer sehr niedrigen Geschwindigkeit befahrbar und weisen nur geringe Absturzhöhen auf. Noch besser ist natürlich ein Snowpark-Kurs in einer Ski- oder Snowboardschule. So oder so gelten auch Parkregeln. Bevor man die Anlage nutzt, müssen die Elemente angeschaut werden. Weiter ist wichtig, dass man seine Fahrt plant und Rücksicht auf die anderen Parkbenützer nimmt.

  • Fachdokumentation

    Snowparks

    Dokumentation A4 | 52 Seiten | 2.081
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