Fokus

Alpenglühen mit Absturzsicherung

Sicherheit ist in der Schweiz kein Zufall, sondern Haltung – und das seit Jahrzehnten. Sie schafft Freiraum statt Einschränkung und prägt unseren Alltag vom Fussgängerstreifen bis zum Wanderweg. Wie ein ganzes Land Unfallprävention ernst nimmt, ohne dabei das Leben aus dem Blick zu verlieren.

Fragt man ausländische Gäste, was denn typisch Schweiz sei, nennen viele zuerst die gängigen Klischees. Die beste Schoggi (sorry, Belgien), die präzisesten Uhren, natürlich die Banken – oder Namen wie Roger Federer und Michelle Hunziker. Auch die Sauberkeit rangiert weit oben: Die gesunde Bergluft lockt zu allen Jahreszeiten ins Freie, in den Flüssen unserer Städte lässt sich bedenkenlos baden. Das Land ist aufgeräumt, mit beispielloser Abfallverwertung. Alles funktioniert – Ausnahmen bestätigen die Regel – reibungslos, die Schweiz ist organisiert. Hier bewegt man sich frei und fühlt sich sicher.

Sicherheit als Sparringpartnerin der Freiheit? Absolut. Denn wir leben in einem der politisch stabilsten Länder der Welt. Kein Regierungsmitglied besitzt so weitreichende Befugnisse, um das Land ins Chaos zu stürzen. Und selbst wenn einem eine der Nasen im Bundesrat nicht passt, gibt es noch sechs andere, die dafür sorgen, dass alles im Lot bleibt. 

Miteinander reden, Kompromisse schliessen und Lösungen finden: All das sichert wirtschaftlichen Wohlstand, einen funktionierenden Arbeitsmarkt und geordnete Lebensumstände. Krankenversicherung wie Altersvorsorge sind obligatorisch. Das Absichern liegt uns Schweizerinnen und Schweizern im Blut.

Sicherheit ist Gesetz – und Alltag

Entsprechend ist die Sicherheit auch in der Bundesverfassung verankert: in Artikel 10, mit dem Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Sicherheit hat Priorität. Wie die Prävention von Nichtberufsunfällen – seit 1938 mit dem gesetzlichen Auftrag und der Schaffung der BFU auf Initiative des Bundesrats. 

In kaum einem anderen Land ist die Sicherheit so stark Teil des Alltags wie in der Schweiz. Wer hier lebt, zur Arbeit fährt oder Sport treibt, tut dies unter Bedingungen, die in vielerlei Hinsicht zu den sichersten weltweit zählen. Das zeigt sich nicht nur in den Unfallstatistiken, sondern auch in einem tief verankerten gesellschaftlichen Bewusstsein. Sicherheit in der Schweiz ist keine Randnotiz. Sie ist ein Grundwert, der sich tagtäglich bewährt. 

Trotzdem ist Sicherheit – einmal erreicht – kein bleibender Zustand. Sicherheit ist eine Daueraufgabe. Jahr für Jahr verletzen sich, auch in der sicheren Schweiz, rund 40 000 Menschen bei Nichtberufsunfällen schwer. Fast 2800 verlieren dabei ihr Leben. Das sind nicht einfach Zahlen, sondern oft vermeidbare menschliche Schicksale. Genau hier setzt der Schweizer Weg an: Er versucht nicht, Risiken komplett zu verbannen, sondern sie zu verstehen, zu begrenzen, zu verhindern. Mit Köpfchen und Pragmatismus. Und mit einem Bewusstsein, das in unserem Bildungssystem von klein auf gefördert wird.

Von der Kantonsstrasse bis zur Wohnungstür

Bei der Sicherheit im Strassenverkehr zum Beispiel hat die Schweiz in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Die Zahl der Unfallopfer ist trotz steigender Mobilität deutlich zurückgegangen. Das liegt an der guten Infrastruktur, an den Sicherheitsstandards für Fahrzeuge, an den richtigen Gesetzen – aber auch an der intensiven Präventionsarbeit, von der Fahrausbildung bis hin zu Sensibilisierungskampagnen.

Doch Sicherheit endet nicht an der Kantonsstrasse. Auch in der Freizeit, beim Sport oder im eigenen Zuhause geht die Schweiz Risiken gezielt an – und sorgt dafür, dass sie möglichst gar nicht entstehen. Schneesportgebiete informieren heute nicht mehr nur über Pistenkilometer, sondern auch über Sicherheitsstandards. Wanderwege werden nach Schwierigkeit und Gefahrenlage klassifiziert, Badestellen kontrolliert und Spielplätze normiert. Auch bei der Gestaltung von Alterswohnungen oder Kindertagesstätten spielt Sicherheit eine Schlüsselrolle. Oft sind es Details – rutschfeste Bodenbeläge, kontrastreiche Treppenstufen, Geländer oder Haltegriffe –, die darüber entscheiden, ob der Alltag unfallfrei verläuft.

Was auffällt: Die Schweiz überlässt das Thema Sicherheit nicht dem Zufall, und sie setzt nicht allein auf den hohen Wert der Selbstverantwortung. Die Prävention ist auch strukturell verankert und lebt von Partnerschaften auf allen Ebenen. Das macht die Schweizer Sicherheitskultur einzigartig.

Prävention mit System 

Eine zentrale Rolle spielt dabei die BFU. Seit über 85 Jahren analysiert sie Unfallursachen, erarbeitet Lösungen und verbreitet Wissen in allen Sprachregionen. Die BFU ist keine abstrakte Behörde, sondern eine Netzwerkpartnerin – verankert in Gemeinden, Schulen, Sportverbänden und Planungsbüros. Ihre Empfehlungen fliessen ein in Verkehrsplanung, Produktentwicklung, Bildungsarbeit und Gesetzgebung. Besonders eindrücklich zeigt sich das im neuen Mehrjahresprogramm der BFU für die Jahre 2026 bis 2030.

Dieses Programm ist ein Kompass für die Präventionsarbeit der nächsten Jahre. Es enthält nicht nur konkrete Ziele wie die Reduktion der Verkehrstoten auf unter 100, das Senken der Zahl der schweren Sportunfälle oder die Vision Zero für tödliche Kinderunfälle. Es beschreibt auch, wie die BFU diese Ziele erreichen will: mit datenbasierter Forschung, praktischer Beratung, Sensibilisierungskampagnen und einer engen Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Bevölkerung. Besonders betont wird der Schutz von Risikogruppen – etwa von älteren Menschen, die besonders sturzgefährdet sind, oder von Kindern, für die Gewässer, Fenster und Möbel schnell zur Gefahr werden können.

Sicherheit schafft Freiheit

Zugleich wird deutlich: Die Schweiz und mit ihr die BFU versteht Sicherheit nicht als Einschränkung, sondern als Voraussetzung für ein freies und selbstbestimmtes Leben. Das spürt man bei den Menschen, die im ganzen Land unterwegs sind. Für sie ist Sicherheit nicht nur ein Anspruch. Sicherheit ist eine Haltung, die die Schweiz zu dem macht, was sie ist: ein Land, in dem man Risiken ernst nimmt, ohne das Leben aus dem Blick zu verlieren.

Zum Warenkorb
0