Das derzeitige Wissen zum Thema Treppensicherheit ist wenig detailliert. Der vorliegende Bericht hat darum das Unfallgeschehen von Treppenstürzen in der Schweiz genauer untersucht, relevante Einflussfaktoren zusammengetragen und darauf basierende Präventionsansätze und -möglichkeiten erarbeitet.
Unfallgeschehen
Jährlich kommen knapp 100 Personen bei einem Treppensturz ums Leben. Diese Zahl wird jedoch vermutlich deutlich unterschätzt – es ist viel mehr von 300 bis 600 Getöteten auszugehen. Mit 2600 Personen ist auch die jährliche Zahl der Schwerverletzten beträchtlich. Hinzu kommen viele Mittelschwerverletzte (6800 Personen) und Leichtverletzte (43 200 Personen). Treppenstürze ereignen sich ähnlich oft im privaten Wohnumfeld wie im öffentlichen Raum. Stockwerktreppen in Gebäuden sind dabei der am häufigsten genannte Unfallort. Besonders häufig sind ältere Erwachsene von Treppenstürzen betroffen. Die zugrundeliegenden Hergänge sind zumeist das Ausgleiten, Abgleiten und Ausrutschen.
Risikofaktoren
Treppenstürze sind oftmals multikausale Ereignisse. Das heisst, sie werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Umweltbezogene Einflussfaktoren (v. a. konstruktionsbedingte Faktoren, Einrichtung und Instandhaltung) spielen dabei ebenso eine Rolle wie personenbezogene Faktoren (v. a. physiologisch-kognitive Voraussetzungen, Risikoverhalten). Die wissenschaftliche Literatur lässt zum jetzigen Zeitpunkt nur punktuell Aussagen über die Verbreitung und Gefährlichkeit einzelner Risikofaktoren zu. Der vorliegende Bericht gibt eine umfassende Übersicht über die sturzrelevanten Risikofaktoren und deren Wechselbeziehungen.
Präventionsziele
Damit Treppenstürze verhindert werden können, sollte sowohl auf der Ebene Verhältnisse (Umwelt) als auch auf der Ebene Verhalten (Mensch) angesetzt werden. Für alle nachhaltig wirksam sind Interventionen auf der Ebene Verhältnisse, d. h. durch die sichere Gestaltung der Umwelt. Die Bandbreite der Risikofaktoren erfordert jedoch ebenso Interventionen auf der Ebene des Verhaltens. Basierend auf den vorliegenden Analysen und verschiedenen BFU-Expertenmeinungen wurden sieben Präventionsziele zur Erhöhung der Treppensicherheit erarbeitet, die auf beiden Ebenen ansetzen. Konkret zeigt sich langfristig «Building Information Modeling» (BIM) als aussichtsreicher Ansatz. Durch die Digitalisierung und Vernetzung von Planungs-, Bau- und Betriebsprozessen könnte die Mehrheit der konstruktiven Risikofaktoren beeinflusst werden. Dies gilt insbesondere für grössere Bauprojekte und öffentliche Bauten. Bezüglich des Verhaltens erscheint eine Schärfung des Bewusstseins für die Unfallrelevanz von Treppen und das Kommunizieren geeigneter Schutzmassnahmen als wesentlich.
Autor/-innen
Lynn Ellenberger, Mirjam Bächli
Publikationsjahr
2021
DOI-Nummer
10.13100/BFU.2.420.01.2021
Zitationsvorschlag
Ellenberger L, Bächli, M. Sicherheitsanalyse Treppen: Unfall-, Risiko-und Interventionsanalyse. Bern: BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung; 2022. Fachdokumentation 2.420.
DOI:10.13100/BFU.2.420.01.2021