Gerade unter den verletzlichen Verkehrsteilnehmenden, d. h. bei Fussgängerinnen und Fussgängern sowie Radfahrenden, steigen die Unfallzahlen. Fahrerassistenzsysteme – und Notbremsassistenten im Besonderen – haben dabei das Potenzial, derartige Unfälle verhindern oder ihre Folgen mindern zu können. Um herauszufinden, wie gut aktuelle Notbremsassistenten in PKW derzeit funktionieren und Unfälle verhindern können, wurden in einem länderübergreifenden Projekt des KFV und der BFU mehr als 200 Fahrtests durchgeführt. Getestet wurde der Notbremsassistent in PKW unter realen Bedingungen, d. h. nicht nur bei optimalen Witterungsbedingungen, sondern auch bei Regen, Nebel und schlechten Lichtverhältnissen, und zwar mit verschiedenen Dummies, Sensorgenerationen und Fahr-geschwindigkeiten. «Der automatisierte Notbremsassistent ist das Fahrerassistenzsystem mit dem grössten Sicherheitspotenzial. Deshalb war es uns ein Anliegen, den Notbremsassistenten genau unter die Lupe zu nehmen – in möglichst realen Szenarien, bei denen Fussgänger, Fahrradfahrende und Nutzerinnen und Nutzer von Tretrollern beteiligt sein könnten», erläutert Markus Deublein, BFU-Experte für automatisiertes Fahren. Das Ergebnis: Bei Tag und klarem Wetter funktionieren PKW-Notbremsassistenten bereits sehr gut. Bei ungünstigeren Witterungs- und Lichtverhältnissen sieht es hingegen anders aus: Die Tests zeigten, dass Notbremsassistenten bei Regen, Nebel und schlechten Lichtverhältnissen noch nicht immer die Objekte erkennen und eine Notbremsung einleiten.
Kinder, Fussgänger und Fahrradfahrende werden grundsätzlich gut erkannt
«Ein erfreuliches Ergebnis der Versuche ist, dass Kinder, Fussgänger und Fahrradfahrer von Notbremsassistenten bei guten Licht- und Witterungsbedingungen grundsätzlich gut erkannt werden, auch wenn diese aus einer verdeckten Position heraus die Strasse überqueren. Zudem lässt sich aus den Erkenntnissen aus unserem Projekt ableiten, dass Notbremsassistenten in neueren Fahrzeuggenerationen bereits wesentlich besser funktionieren als jene in älteren. Dies zeigt, dass Notbremsassistenten bereits jetzt zu Lebensrettern werden können und das Potenzial für die Zukunft gross ist», erläutert DI Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. Doch: «Gerade bei schlechten Witterungs- und Lichtverhältnissen sind andere Verkehrsteilnehmende für Lenkende oft schwer zu erkennen – und entsprechend relevant ist es, dass Notbremsassistenten hier zuverlässig funktionieren. Deshalb wäre es wichtig, dass Notbremsassistenzsysteme standardisiert auch unter erschwerten Bedingungen, speziell bei Regen und Dunkelheit, getestet werden», schliesst Robatsch.
Realisiert wurden die Versuche in der Aussen- und Innenanlage des CARISSMA (Center of Automotive Research on Integrated Safety Systems and Measurement Area) Testzentrums der Technischen Hochschule Ingolstadt.
KFV und BFU wollen die Untersuchung der Fahrerassistenzsysteme weiter vorantreiben und die autofahrende Bevölkerung über deren Sicherheitsnutzen informieren. Gleichzeitig gilt es, ein Übervertrauen in solche Systeme vonseiten der Nutzenden zu verhindern.
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